Stand: 29.08.2024 07:33 Uhr
Die umsatzstärkste Liga der Welt, die National Football League (NFL), startet Anfang September in ihre neue Saison. Hier gibt es die Antworten auf alle wichtigen Fragen rund um die US-Liga.
Von Oliver Riedel
Wann geht es los?
Am 5. September bzw. am 6. September um 2.20 Uhr deutscher Zeit, also in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, startet die NFL in ihre 105. Saison. Im Eröffnungsspiel trifft der Titelverteidiger Kansas City Chiefs auf die Baltimore Ravens. Es ist die Wiederholung des letztjährigen "Halbfinals" (AFC Championship Game). Das große Finale der Saison, der Super Bowl, ist dann knapp fünf Monate später, am 9. Februar 2025 im Caesars Superdome in New Orleans.
Wer sind die Favoriten?
Seit Jahren ganz vorn dabei: die Kansas City Chiefs. Das Team gewann in den vergangenen fünf Saisons gleich drei Mal. Im Februar verteidigten die Chiefs um Quarterback-Superstar Patrick Mahomes sogar ihren Titel. Jetzt soll der "three-peat" her, also der dritte Titel in Serie – das hat in der Ära des Super Bowls noch niemand geschafft.
Auch die San Francisco 49ers, "Vize-Meister" der vergangenen Saison, haben wieder eine Favoritenrolle. Für das Team um Quarterback-Talent Brock Purdy könnte es das letzte Jahr werden, in dem der immer teurer werdende Kader noch mit so vielen Superstars gespickt ist wie jetzt.
Im Kreis der engeren Titelanwärter sind auch die Baltimore Ravens und die Detroit Lions. Schon in der vergangenen Saison waren beide Teams gut unterwegs und erreichten fast den Super Bowl, auch dieses Jahr haben sie gute Karten. Dazu kommen die Philadelphia Eagles, die trotz Favoritenstatus vergangenes Jahr früh in den Playoffs ausschieden, sich aber zur neuen Saison hochkarätig verstärkt haben.
Im erweiterten Favoritenkreis um den Super Bowl finden sich: Cincinnati Bengals, Houston Texans, Buffalo Bills, Dallas Cowboys, Miami Dolphins, und Green Bay Packers.
Welche Teams sind außerdem im Fokus?
Die New York Jets verpflichteten zur vergangenen Saison Quarterback-Star Aaron Rodgers – was die Jets in den Augen einiger Experten und hoffnungsvoller Fans zum Super-Bowl-Anwärter aufsteigen ließ. Jedoch verletzte sich Rodgers direkt im ersten Saisonspiel schwer. Nun ist er wieder fit – und die Jets hoffen auf Großes.
Besonders gespannt schauen auch viele Augen auf den mutmaßlich neuen Quarterback-Stern der Chicago Bears: Caleb Williams. Im NFL-Draft, wo jedes Jahr die besten College-Spieler von NFL-Teams verpflichtet werden, wurde Williams als allererster Spieler ausgewählt. Jetzt muss er den hohen Erwartungen gerecht werden.
Sind Deutsche mit dabei? (Stand 28. August 2024)
Seit Jahren gesetzt ist Amon-Ra St. Brown als Wide Receiver (Passempfänger) bei den Detroit Lions. Vergangene Saison wurde er ins All-Pro-Team gewählt, das Allstar-Team der besten ihrer Positionen. Vor wenigen Monaten unterschrieb er einen gewaltigen Vertrag: 120 Millionen US-Dollar über vier Jahre Laufzeit. Damit war er kurzzeitig der bestbezahlte Receiver der gesamten Liga.
Der einzige deutsche Spieler, der es neben St. Brown in einen der finalen 53-Mann-Kader geschafft hat, ist Brandon Coleman. Der Offensive Lineman wurde im April dieses Jahres von den Washington Commanders im Draft verpflichtet und geht mit ihnen in seine erste NFL-Saison.
Auch Österreich hat einen starken Mann in der NFL: Bernhard Raimann. Bei den Indianapolis Colts ist er Stammspieler und beschützt als Offensive Lineman den Quarterback vor heranstürmenden Gegnern.
Viele Deutsche wurden zur Deadline der Kader-Bekanntgabe (27. August 2024) von ihren Teams entlassen. Sie können aber im Laufe der Saison noch hoffen, anderweitig einen Vertrag zu bekommen oder einen Platz im "Practice Squad" zu erhalten. Mit dem "Practice Squad" hat jedes Team eine ergänzende Spielergruppe, die mit dem Kader trainieren darf (und ebenfalls Gehalt verdient), aber nicht spielberechtigt ist.
Wie funktioniert der Spielplan?
Jedes Team hat 17 Saisonspiele über 18 Wochen, wobei jede Mannschaft eine individuell vorgegebene Woche Pause bekommt, die "Bye-Week". Dementsprechend spielen nicht alle Teams in der Saison gegeneinander – allein dafür bräuchte es 31 Spieltage.
Die 32 Mannschaften sind fest in zwei Conferences unterteilt (AFC und NFC) und innerhalb dieser Conference in jeweils vier Divisionen (Nord, Süd, Ost, West) mit je vier Teams. Innerhalb der Division gibt es Hin- und Rückspiele. Alle anderen Mannschaften treten unter der Saison höchstens einmal gegeneinander an. Oft treffen Teams sogar jahrelang gar nicht aufeinander, da es pro Saison nur fünf Spiele gegen Mannschaften aus der jeweils anderen Conference gibt, bei 16 möglichen Gegnern.
Nach der regulären Saison kommen die besten Teams in die Playoffs. Dort gilt das klassische K.o.-Prinzip: Wer verliert, für den ist die Saison vorbei. Die Playoffs werden zuerst innerhalb der Conferences ausgespielt. Im Super Bowl treffen dann am Ende die Sieger der Conferences NFC und AFC aufeinander.
Gibt es wieder ein Spiel in Deutschland?
Am 10. November 2024 ist wieder ein NFL-Spiel auf deutschem Boden geplant. Die New York Giants treffen dann auf die Carolina Panthers. Wie schon 2022 wird in der Arena in München gespielt.
Es ist die insgesamt vierte NFL-Partie in Deutschland. 2025 ist dann laut Plan nochmal Frankfurt dran, wo bereits vergangenes Jahr zwei Spiele stattfanden. Ob es danach weitere NFL-Spiele in Deutschland geben wird, ist derzeit noch nicht bekannt.
Die wichtigsten Regeländerungen?
Nach dem Kickoff gibt es in dieser Saison mehr Optionen, wo der Ball für die Offensive am Ende platziert wird – abhängig davon, wo der Ball landet. Dadurch sollen die Kick-Returns attraktiver gemacht werden, in den vergangenen Saisons entschieden sich die Teams oft dafür, den Return gar nicht erst zu versuchen und starteten stattdessen vom durch die Landung vorgebenenen Punkt auf dem Feld. Zudem stehen die meisten Spieler beim Kickoff ab sofort näher beieinander, um verletzungsreiche Kollisionen abzuschwächen, und Spieler dürfen erst später loslaufen.
Zum Schutz der Spieler werden auch sogenannte "Hip-Drop Tackles" verboten. Die gelten als besonders effektiv, aber auch als besonders verletzungsintensiv, da ein Spieler dabei den Gegner umklammert und sein eigenes Gewicht nutzt, um den Ballträger nach unten zu ziehen - Landungen auf den Sprunggelenken des Ballträgers sind häufig das Resultat.
Erstmalig dürfen Spieler in der Saison "Guardian Caps" tragen. Das ist ein gepolsterter Überzug für den Helm, der das Risiko von Kopf- und Gehirnverletzungen verringern soll. Die Nutzung ist freiwillig.
Noch etwas Angeberwissen?
- Die meisten Super-Bowl-Siege haben die Pittsburgh Steelers und die New England Patriots (jeweils sechs). Letztere gewannen alle ihre Titel mit Quarterback-Legende Tom Brady. Er selbst hat sogar noch einen Super-Bowl-Sieg mehr und mit insgesamt sieben Titeln die mit Abstand meisten aller Spieler.
- Über ein Drittel aller Teams hat dagegen noch überhaupt keinen Super-Bowl-Sieg. Vier waren sogar noch nie im Endspiel: die Detroit Lions, die Cleveland Browns, die Jacksonville Jaguars und die Houston Texans. Detroit scheiterte vergangenes Jahr denkbar knapp. Auf der anderen Seite standen die Buffalo Bills und die Minnesota Vikings bereits je viermal im Super Bowl, verloren aber jedes Mal.
- Die besten Spieler versuchen, sich regelmäßig mit neuen Rekordgehältern zu übertrumpfen. Mehrere Quarterbacks verdienen mittlerweile über 50 Millionen US-Dollar pro Jahr. Erst an 19. Stelle der Top-Gehälter kommt ein Nicht-Quarterback: Wide Receiver Justin Jefferson (Minnesota Vikings) mit 35 Mio. Dollar pro Jahr. Knapp dahinter ist der bestbezahlte Defense-Spieler der Liga, Nick Bosa (San Francisco 49ers), mit 34 Mio. Dollar jährlich.
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Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 29.08.2024 | 10:00 Uhr